HDR-Fotos: Hintergründe, Tools & Workshop – Teil 4 HDR Workshop
Im heutigen Teil unserer Serie geht es um die praktische Anwendung von HDR-Programmen. In einem kleinen Workshop erläutern wir, an Hand von Photomatix, wie man von der Bilderserie zum feritgen HDR gelangt. Zunächst benötigt man dazu natürlich geeignetes Bildmaterial. Die theoretischen Grundlagen dazu haben wir ja im ersten Teil unserer Serie bereits beschrieben. In der Praxis arbeitet man am besten mit einem stabilen Stativ, einer Kamera mit verschiedenen Belichtungsmodi und einer Fernbedienung (wobei die einfachste und günstigste Kabelfernbedienung völlig ausreicht). Nun stellt man die Kamera auf Zeitautomatik (A) und legt die gewünschte Blende fest (ein Wert zwischen 8 und 13 eignet sich in der Regel sehr gut). Mit Hilfe der Spotmessung der Kamera (in allen Spiegelreflex-Kameras ist diese Messmethode vorhanden, aber auch in vielen Kompakten), bei der nur ein kleiner Teil des Bildes zur Berechnung der Belichtung genutzt wird, misst man die hellste und dunkelste Stelle des beabsichtigten Bildausschnittes aus, um einen Richtwert für eine manuelle Zeiteinstellung zu haben. Nun kann man die Belichtungsreihe manuell aufnehmen. Hat die Kamera eine Funktion für Belichtungsreihen, sollte man diese bevorzugen.
1. Hat man alle Bilder vorliegen (mindestens drei Bilder im Belichtungsabstand von mindestens je 2 Lichtwerten / Blendenstufen), geht es mit der eigentlichen Bearbeitung los. Wir haben uns im Workshop für Photomatix entschieden. Da es davon eine Demoversion gibt, kann jeder die gezeigten Schritte anhand dieser nachverfolgen. Der erste Schritt besteht darin, die ausgewählten Bilder über den Import-Dialog zu laden. Dazu dient das Tastenkürzel Befehl+L beziehungsweise der Befehl „Belichtungsreihe laden“ im schwebenden Menü „Workflow Shortcuts“.
2. Im nächsten Dialog gibt man an, wie die Fotos „vorverarbeitet“ werden sollen, sprich mit welchen Methoden aus den drei Einzelbildern ein vorläufiges HDR berechnet werden soll. So können Bilder ausgerichtet werden – wichtig wenn kein Stativ verwendet wurde, und Geisterbilder werden entfernt, die durch Menschen, Autos oder bewegte Blätter entstanden sind. Empfohlen wird die selektive Entfernung von Geisterbildern, bei denen man Bereiche bestimmen kann, die Geisterbilder enthalten. Bei Nachtaufnahmen empfiehlt sich zudem eine Rauschreduzierung. Bei RAW-Bildern als Ausgangsmaterial kann auch der Weißabgleich angepasst werden.
3. Nun berechnet Photomatix die erste Vorschau. Unterhalb des großen Vorschaufensters liegt eine Leiste mit kleinen Vorschaubildern verschiedener Presets. Diese probiert man am besten einmal durch, um einen Eindruck von der jeweiligen Wirkung im großen Vorschaubild zu bekommen. Oberhalb der Vorschau kann man zudem zwischen dem unbearbeiteten und dem Bild mit Tone Mapping umschalten. Photomatix bietet in der Hauptsache drei Verarbeitungsmethoden: Fusion, mit natürlichem Eindruck und guten Ergebnissen bei verrauschten Bildern, Details Enhancer mit lokalen Operatoren, zahlreichen Anpassungsmöglichkeiten, aber Schwächen bei Fotos mit starkem Rauschen und Tone Compressor als eine Art Kompromiss mit globalen Operatoren, die jeweils einen größeren Bereich um ein berechnetes Pixel einbeziehen.
4. Hat man ein Bild gewählt, das ungefähr dem Endergebnis entspricht, geht es ans Feintuning. Die meisten Optionen bietet dabei der Details Enhancer, den wir als Beispiel auswählen. Einen großen Einfluss hat hier der Schalter „Lichtwirkung“ mit seinen fünf Positionen, der ganz entscheidend beeinflusst, ob die Darstellung eher natürlich oder eher in Richtung übertriebener HDR-Effekt daher kommt. Der Regler „Stärke“ bestimmt das Verhältnis zwischen neutraler Darstellung und diesem Effekt. Farbsättigung und Helligkeit erklären sich von selbst. Der Detailkontrast macht letztendlich das besondere des Detail Enhancers aus, und erzeugt den typischen HDR-Effekt mit starken Kontrasten auf lokaler Ebene. Bilder erscheinen dadurch deutlich detailreicher und auch schärfer.
5. Nicht ohne Grund versteckt der Hersteller die weiteren Optionen und nennt diese konsequenterweise auch so. Mit den „Versteckten weiteren Optionen“ ändert man neben der Farbtemperatur auch die Beleuchtung, zunächst mit dem Gamma-Regler und anschließend über den Weiß- und Schwarz-Punkt, also den Wert an denen Helligkeitswerte am oberen und unteren Ende der Skala abgeschnitten werden. In den „Versteckten fortgeschrittenen Optionen“ kann man die „Mikrokontraste glätten“ und damit Rauschen in gleichmäßigen Flächen verringern und ein gleichmäßigeres Aussehen einstellen. Ähnliches gilt für den Regler „Schatten glätten“, mit dem man Schatten-Bereiche bereinigt.
6. Ist das Ergebnis perfekt, erzeugt man über „Verarbeiten“ das fertig gerenderte Bild. Auf dieses wendet man abschließend noch einige „Werkzeuge“ an, wobei wir empfehlen diese Aufgaben (Schärfen, Rauschen reduzieren, Helligkeit & Kontrast usw.) in Photoshop oder einem anderen Spezialisten vorzunehmen. Als letzter Schritt in Photomatix bleibt nun noch der Export bzw. das Abspeichern. Zur Wahl stehen JPEG für alle gängigen Anwendungen aber auch TIFF im 8- oder 16-Bit-Modus für die hochwertige Weiterverarbeitung.
7. Zum Abschluss der Arbeiten folgt die Nachbearbeitung in Photoshop, Elements, Pixelmator, Gimp oder dem bevorzugten Bildbearbeitungsprogramm. Hier passt man vor allem noch einmal die Farben an. Ein Scharf- / oder Weichzeichnen kann ebenso notwendig sein. Bei verrauschten Bildern hilft eventuell ein Rauschfilter weiter, der dem Bild aber immer etwas Detailzeichnung raubt. Letztendlich beschneidet man das Bild noch auf den gewünschten Bildinhalt oder das passende Format und legt eventuell noch einen Rahmen drum herum. Dann sollte das Foto fertig für den Ausdruck sein und bald seinen Platz an der Wand finden.
Tipp: Bilder mit extremen Höhen und Tiefen erzeugt man durch einen einfachen Trick. Zunächst entwickelt man das HDR wie gewohnt in Photomatix (oder einem anderen HDR-Programm). Anschließend erstellt man aus dem gleichen Ausgangsmaterial eine Schwarz-Weiß-Version des HDR. In der Bildbearbeitung fügt man nun beide Bilder zusammen (mit dem farbigen Bild als untere Ebene). Die obere Ebene erhält nun den Ebenenmodus „Weiches Licht“ oder für noch extremeren Effekt „Hartes Licht“. Mit dem Deckkraftregler justiert man den Effekt abschließend noch etwas.
Unsere vorläufig fünfteilige Serie haben wir am 30. September gestartet. Im ersten Teil geht es um die Hintergründe von HDR und DRI. Im zweiten und dritten Teil der Serie, stellen wir HDR-Programme vor und geben Empfehlungen, welches Programm sich für wen eignet. Nächste Woche gibt es dann eine kleine Übersicht zu HDR-Tools für iPhone und iPad.