Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen….
Wenn ein Fotoclub eine Reise nach Lübeck mit der Bahn macht, kann er noch mehr erzählen. Denn die Bahn machte ihrem Ruf alle Ehre und verspätete sich und stoppte auf der Strecke, fuhr extrem langsam, also kamen wir mit 1,5 Stunden Verspätung in Lübeck an. Das Wetter war mit uns, es regnete nicht, war dafür schlappe 31 Grad warm. Es stellte stellt sich die Frage: Sammeltaxi, Bus? Aber die sportliche Führung verkündete kurz: es ist doch gar nicht weit. Also klackern 12 Rollkoffer bei subtropischen Temperaturen Richtung Motel One, modern, stylisch, mit einem kleinen Hauch von Bauhaus. Nach dem Einchecken gleich die Verkündung: am anderen Stadtende wartet der Fotograf Helmut Maffry (www.helmutmaffry.de) von der k3 stadtführungen, um uns ganz besondere Seiten von Lübeck zu zeigen: die vielen Höfe. Dabei handelt es sich um die Hinterhofviertel der Geschäfts– und Patrizierhäuser, erreichbar durch sehr schmale und flache Durchgänge zwischen den Geschäftshäusern. Die Bewohner leben dort in vollkommener Ruhe, abgeschirmt vom Straßenverkehr in relativ kleinen denkmalgeschützten alten Häusern. Jede Pflasterfuge lässt noch eine Malve blühen und ein herausgenommener Pflasterstein bietet einer Rose genug Lebensraum, um üppig Farbe in die Höfe zu bringen. Alles strahlt eine würdige Ruhe aus, die von den vielen Besuchern zu respektieren ist. Nach zwei Stunden durch die vielen Gassen der Altstadt mussten wir uns wieder im Hotel für das Abendessen im Ratskeller frisch machen. Die Speisekarte dort war mehr rustikal gehalten, dafür waren die Portionen auch nicht zu klein. Danach lockte uns Werner in die blaue Stunde, die wir bis in die mitternächtlich pechschwarze Stunde ausdehnten. Eine zufällig bei einem Fotografinnenhandy mitspionierende Gesundheitsapp meldete stolz: heute 14 km Fußmarsch bei 31 Grad. Gute Nacht.
Mittwoch: Nach dem Frühstück auf zu ST. PETRI um Lübeck von oben zu fotografieren. Glücklicherweise gab es einen modernen Lift bis zur 50 m hoch gelegenen Aussichtsplattform. Leider war das Wetter wieder so warm, dass reichlich Feuchtigkeit verdunstet war und wie ein leichter Nebel vor unseren Linsen hing. Fotografisch echt kein high light. Danach wurde durch die verschieden Kirchen fotografiert—es gibt sieben davon, die wir aber nicht alle geschafft haben. Irgendwo hinter dem Dom wurde zur Stärkung Kuchen mit Sahne, Quarkkartoffeln, Salat usw. gespeist, um wieder zu Kräften zu kommen. Wieder fand man noch einige noch unentdeckte Höfe und bei etlichen Fotografen konnte man schon bald eine leichte Sehnsucht nach der Hoteldusche und dem vermutlich wieder üppigen Mal im Brauhaus erkennen. Auch dieses Essen wurde mit hauseigenem Lübbschen Bier serviert, die großen Schnitzelvariationen verlangten allerdings weitere Biere zur Nachspülung. Nach dem Essen spaltete sich der Fotografentross: eine kleine Gruppe unter Führung von Siegmund und Laurenz brach zu einer weiteren blauen Fotosession auf, der andere Teil musste notgedrungen in der Hotellobby die wunden Füße von innen mit etwas Bier kühlen.
Donnerstag: Nach dem Frühstück aus-checken im Hotel, Koffer einschließen und man fühlt sich heimatlos. Nur mit Fotogerät in der fremden Stadt, kein Rückzugsraum mehr vorhanden. Also machten wir es wie immer am letzten Tag: Bootsfahrt, einmal rund um Lübeck, ausnahmsweise frische Seeluft, durchatmen, anschließend noch ein paar Runden durch die Altstadt und auf den Zug warten. Wieder die Frage: Sammeltaxi, Bus? Auf dem Weg zur Bushaltestelle bogen die Leitwölfe stillschweigend Richtig Bahnhof ab, 10 Rollkoffer klackern über das Basaltpflaster, aber es war nicht mehr heiß! Zwei Widerspenstige hatten heimlich doch den Bus genommen und warteten grinsend am Bahnhof auf die Läufer. Große Frage jetzt: Was macht die Bahn, was hält sie für uns bereit? Antwort: Große Überraschung—pünktliche Abfahrt, pünktliche Ankunft, funktionierende Klimaanlage. Toll. 20.45 zu Hause. Wieder eine ganz wunderbare gemeinsame Fahrt.
Dank an die Organisatoren: Werner, Laurenz und Siegmund.
Bericht von Herbert Hölzl